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Geschichte

Am 24. Februar 1899 wurde die Katholische Deutsche Studentenverbindung Borusso-Saxonia von sieben Studenten der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen Technischen Universität Berlin, gegründet. Die Gründer waren zuvor Mitglieder der K.A.V. Suevia Berlin geworden, der bis dato einzigen Verbindung des farbentragenden Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) in Berlin. Mit der Erteilung des Promotionsrechts an die TH Charlottenburg erlaubten die Statuten des CV auch dort die Gründung einer Verbindung. Borusso-Saxonia wurde somit als Tochterverbindung der Suevia als erste farbentragende katholische Studentenverbindung an der TH gegründet. …

Die erste Bewährungsprobe für die junge Verbindung folgte schon fünf Jahre nach der Gründung: Neben Jena war Berlin eines der Zentren des Akademischen Kulturkampfs. Im protestantischen Preußen versuchte eine Reihe von schlagenden, nicht konfessionell gebundenen Verbindungen, den katholischen Verbindungen ihre Existenzberechtigung abzusprechen.

Im ersten Weltkrieg kam das Verbindungsleben weitgehend zum Erliegen, da 37 der 50 Urmitglieder Kriegsteilnehmer wurden; sieben von ihnen fielen.

Die zwanziger Jahre bedeuteten – wie in weiten Teilen der Gesellschaft – eine Blüte des Verbindungslebens. 1924 feierte die Borusso-Saxonia ihr 25. Stiftungsfest, 1925 bezog sie ihr erstes eigenes Verbindungshaus an der Englischen Straße in unmittelbarer Nähe der TH und 1926 übernahm die Verbindung als Vorort unter dem Vorortspräsidenten Gerhard Seewald erstmals den Vorsitz des gesamten Cartellverbands.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 begann auch im universitären Bereich eine Phase der Gleichschaltung aller studentischen Vereinigungen. Durch eine Reihe von Erlassen der Regierung wie Einführung des Führerprinzips, Verpflichtung zum Wehrsport und Aufgabe des Katholizitätsprinzips verloren die konfessionellen Verbindungen viele ihrer eigentlich konstituierenden Wesensmerkmale. Nach der Auflösung des Cartellverbands im Oktober 1935 musste auch die Borusso-Saxonia am 29. Juni 1936 die Auflösung des aktiven Verbindungsbetriebs beschließen, der Altherrenverband bestand bis Juli 1938 weiter. Als letztes Glied er Verbindung wurde im März 1939 der Hausbauverein durch die Geheime Staatspolizei aufgelöst; das Verbindunghaus fiel an das Reichsstudentenwerk.

Im Zweiten Weltkrieg fanden zwölf Borusso-Saxonen den Tod im Kriegseinsatz. Bald nach dem Krieg fanden sich viele Borusso-Saxonen in Rheinland und Ruhgebiet bzw. in Berlin wieder zusammen. Die Wurzeln des Wiedererstehens der Verbindung nach dem Zweiten Weltkrieg lagen in der Katholischen Studentengemeinde (KSG) der Technischen Universität. Verschiedene KSG-Studenten lassen sich für die Gründung einer aktiven CV-Verbindung in Berlin begeistern. Diese wird zunächst von den Altherrenverbänden der Borusso-Saxonia und ihrer Mutterverbindung KAV Suevia getragen und führt per Beschluss vom 27. November 1948 den Namen KDStV Saxo-Suevia.

 

Bereits ein Dreivierteljahr später gehen beide Verbindung wieder getrennte Wege, und am 4. August 1949 findet die Republikation der Borusso-Saxonia als aktive Verbindung in Berlin statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Berlin nicht das Potential, alle sechs während der Weimarer Republik dort ansässigen CV-Verbindungen wieder aufzumachen. Neben Suevia und Borusso-Saxonia gelang dies nur der KDStV Bavaria Berlin, die KDStV Makaria gründete eine neue Aktivitas in Aachen, die KDStV Hansea tat dasselbe in Köln. Die 1895 an der Landwirtschaftlichen Hochschule gegründete KDStV Germania Berlin, die u.a. seit 1922 den später als österreichischer Bundeskanzler von den Nationalsozialisten ermordeten Engelbert Dollfuß zu ihren Mitgliedern zählte, beschloss, ebenfalls keine eigene Aktivitas wieder zu begründen, sondern trat geschlossen der Altherrenschaft der Borusso-Saxonia bei. 2008 lebt noch ein ehemaliges Mitglied der Germania in der Nähe von Bonn.

Da das alte Verbindungshaus in der Englischen Straße durch einen Bombentreffer zerstört worden und das Grundstück inzwischen durch die Königlich Preußische Porzellanmanufaktur genutzt wurde, siedelte die Borusso-Saxonia in den 1950 Jahren in die Nähe der neu gegründeten Freien Universität Berlin (FU), wo man zunächst ein gemeinsames Haus mit Suevia in Dahlem bezog, bevor 1969 das neu gebaute eigene Verbindungshaus in der Lotzestraße im Ortsteil Lichterfelde bezogen werden konnte.

Zuvor hatte Borusso-Saxonia nach Jahren eines florierenden Verbindungslebens in den fünfziger und sechziger Jahren 1966 unter dem Vorortspräsidenten Hans-Ludwig Schmahl zum zweiten Mal den Vorsitz des Cartellverbands stellen können.

Wenig später steht die Korporation im Zuge der Studentenbewegung der 68er durch zahlreiche Austritte und sinkende Neuaufnahmen vor existentiellen Problemen. In den frühen 1970er Jahren übernehmen oftmals Alte Herren die Ämter der Aktivitas und erhalten den Verbindungsbetrieb mit Notprogrammen mühsam aufrecht.

Erst gegen Ende der 1970er Jahre steigen die Zahlen der Neuaufnahmen und die Verbindung kann wieder einen regulären Aktivenbetrieb aufnehmen. Großen Anteil am Wiederaufleben der Verbindung hatte der Philistersenior Günter Schneider (1936–2008), der von 1977 bis 1998 dem Altherrenverband der Verbindung vorstand.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands stellt Borusso-Saxonia 1992/93 stellte unter dem Vorortspräsidenten Andreas Kübler zum dritten Mal den Vorort und richtet die 1993 die erste Cartellversammlung in Ostdeutschland seit dem eigenen Vorort 1926 aus. Kontroverse Diskussionen gab es dabei um die Frage der Aufnahme von Nicht-Katholiken in CV-Verbindungen, nachdem Andreas Kübler eine Debatte um die Zeitgemäßheit dieses Prinzips  angestoßen hatte.